Von Heidi Hagemann
Glamping auf norddeutsch in einem Pipowagen. Zirkuswagenflair direkt am Wattenmeer – sattgrüne Salzwiesen und nichts als der blaue ostfriesische Himmel. In Dornumersiel herrscht pure Entschleunigung, nirgendwo sonst scheint der Horizont so weit zu reichen. Das Nordseebad wirbt mit gesundem Klima und ökologischem Tourismus.
Nach einer verregneten Nacht kommen pünktlich am frühen Morgen die ersten Sonnenstrahlen durch. Noch einmal umdrehen in der gemütlichen Koje, überlegt die Glampinginspektorin. Ach nein, lieber schon mal einen leckeren Ostfriesentee in der kleinen Kochnische aufbrühen. Die Fenster des Pipowagens sind noch nass von außen. Aber drinnen ist es muckelig warm und trocken.
In dem rund acht Quadratmeter großen mobilen Naturwagen mit eigenem WC fühlt es sich urgemütlich an. Links ein kleines, aber feines Sofa mit hübschen Kissen, hinten das urige Bett für zwei Personen. Die Einrichtung: Sehr modern und zweckmäßig, mit Liebe zum Detail. Der morgendliche Blick aus dem kleinen schmucken Zirkuswagen macht Hoffnung auf einen trockenen Tag.
Das satte Grün der Salzwiesen glänzt im Sonnenstrahl. Die Luft ist angenehm frisch, es riecht nach Meer. Die Möwen kreischen, das Schilf vor dem kleinen Zirkusgefährt bewegt sich seicht im Wind. Die ersten Spaziergänger sind mit ihren Vierbeinern unterwegs. Einige schauen ein wenig neidisch und neugierig herüber. „Das sieht gemütlich bei Ihnen aus, ist das Frühstück schon fertig? Wir kommen rüber“, scherzt einer von ihnen.
Das benachbarte Pärchen aus Moers ist auch schon wach: „War das ein Regen heute Nacht, jetzt kann es nur besser werden.“ Die gemütliche Behausung hat es den beiden angetan, sie werden wiederkommen, das stehe fest. Sie lieben naturnahen Urlaub und Camping, aber Zelten Anfang Mai bei dem Schietwetter käme überhaupt nicht in Frage, meinen sie. Die Glampinginspektorin kann dies bestätigen und berichtet vom Glamping in Dänemark und Südeuropa. Der Begriff ist ihnen neu, aber sie sind sofort sehr interessiert.
Nach dem kurzen Schnack geht’s raus an den rustikalen Picknicktisch, aber erst noch einen zweiten Tee aufschütten und dann in der Sonne frühstücken. Wow, dieser Himmel mit seinen außergewöhnlichen Wolkenspielen – an der Nordsee spürt man die Natur. Ja, der Wind pfeift auch ganz ordentlich, die Wollmütze erfüllt ihren Zweck.
Denn der Campingplatz in Dornumersiel befindet sich, von der Landseite aus gesehen, hinter dem Deich. Vorteil der Lage: Zum Strand mit dem berühmten Niveaball ist es nur ein Katzensprung entfernt. Die ersten Strandkörbe sind bereits aufgestellt.
Rolf Kopper, Geschäftsführer der Tourismus GmbH, erläutert die Vorzüge des ostfriesischen Badeortes „Hier finden Nordseefans alles, was den Badeurlaub perfekt macht, zum Beispiel auch den größten Kitespot an der ostfriesischen Nordseeküste. Von hier aus ist es nur kurz entfernt zu den Inseln Baltrum und Langeoog. Wer mag, bricht zu einer geführten Wattwanderung dorthin auf.“ Letzteres geht natürlich nur bei Ebbe.
Da gerade Flut herrscht, spaziert die Glampinginspektorin zum nahe gelegenen Fischereihafen. Die Kutter dümpeln im Wasser, genau die richtigen Kulisse für den Genuss eines ordentlichen Fischbrötchens. Danach geht’s weiter in den Ortskern zum Inhalationshaus. Der Tipp von Rolf Kopper erweist sich als wertvoll: gute Nordseeluft in komprimierter Form.
Darüber hinaus bietet Dornumersiel eine Vielzahl von gesundheitlichen Anwendungen, so auch im Therapie- und Wohlfühlzentrum oder im beheizten Meerwasserfreibad neben dem Campingplatz.
Zurück im schnuckeligen Pipowagen erklärt Produzent Günter Springer, was ihn umtrieb und wie er auf Idee dieser individuellen Freizeitunterkunft kam: „Ich habe bereits in den 80er Jahren Campingsafaris in Afrika veranstaltet. Die Übernachtungen erfolgten stets in freier Natur, entweder in speziellen Allrad-Wohnmobilen oder in Safari-Zelten. Durch meine Begeisterung für alte Schäfer- und Zirkuswagen habe ich den Pipowagen entwickelt.
Der individuelle Charme soll zum Träumen einladen.“ So hat sich der Gründer und Inhaber von Naturwagen & Lodges auf den Bau, Import und Vertrieb von innovativen naturnahen Miet- und Wohnobjekten spezialisiert. Besonderen Wert lege das Unternehmen auf die Verwendung natürlicher Baustoffe, etwa FSC-zertifiziertem Holz, ergänzt Springer.
Vom Glamping-Gedanken ist er schon lange überzeugt und möchte den Trend mit seinen Mietobjekten auch in Deutschland vorantreiben. Er berichtet von weiteren Glamping-Unterkünften, etwa dem Bohèmewagen mit Schlafplätzen für bis zu vier Personen sowie Küchenzeile, Dusche und WC. Oder den urigen Camping-Pods (siehe Foto): „Die sind aus solidem Holz gebaut und mit kompletter Elektrik, Isolierung, Steckdosen, Heizung und Terrasse ausgestattet.“
Die kleinen ovalen Holzhäuser, entwickelt in Großbritannien, erfreuen sich europaweit wachsender Beliebtheit – sowohl bei Campern als auch bei Platzeigentümern. Die Glamping-Inspektoren sehen das genauso und freuen sich auf weitere Ausflüge zu deutschen Glamping-Hotspots.
Die ausführliche Glamping-Bewertung des Campingplatzes am Nordseestrand von Chefinspektor Thomas Reimann gibt es hier.
Linktipps: