Gemächlich plätschert der Fluß, die Sonne ist hinter dem Berg untergegangen und ein paar Enten ziehen ihre Kreise – ein heißer Tag im luxemburgischen Éislektal geht zu Ende.
Von Heidi Hagemann
Essen, 30. Juni 2022. Es fühlt sich erfrischend an. Klare Luft, ein eiskalter Fluß und pure Natur rundherum, dazu ein angenehmens Lüftchen um die Nase. Die Glamping-Inspektorin ist ganz alleine unterwegs und stattet dem kleinen Herzogtum einen Besuch ab.
Das Land wirbt mit außergewöhnlichen Kultur- und Naturerlebnissen. Unterwegs in der Hauptstadt sowie im Éislektal bieten sich vielfältige Eindrücke durch verwunschene Burgen, prächtige Schlösser und abwechslungsreiche Landschaften.
Morgens eine Besichtigung, nachmittags eine gemütliche Wanderung und abends kulinarisch verwöhnen lassen… Als Glamperin lasse ich es mir richtig gut gehen und lerne Luxemburg auf ganz entspannte Weise kennen. Eines vorab: Alleine als Frau fühle ich mich hier absolut sicher. In Luxemburg ist die Welt noch in Ordnung.
Hier würde es zum Beispiel auch keine Diskussionen um ein Neun-Euro-Ticket geben. Jeder kommt in den Genuss und darf alle öffentlichen Verkehrsmittel in der zweiten Klasse kostenlos nutzen. Und so vermisse ich mein Auto keinesfalls und bewege mich mit Bus und Bahn durch die Gegend.
Schloß Vianden, Burg Bourscheid und die berühmte Unesco-Fotoausstellung „The Family of Man“ auf Schloß Clervaux – allesamt besondere Orte und von meinem Base-Camp sehr gut erreichbar.
„The Family of Man“ in Clervaux
„The Family of Man“ ist bekannt als eine der größten Fotoausstellungen aller Zeiten. Der amerikanische Fotograf und Leiter der Fotoabteilung des „Museum of Modern Art“, Edward Steichen konzipierte diese in den 1950er Jahren. Nach einer zehnjährigen Weltreise wurde die Ausstellung des gebürtigen Luxemburgers 1964 dem Großherzogtum angeboten.
Seit Mitte der 1990er Jahre ist sie dauerhaft im Schloss Clervaux ausgestellt. Dabei wurde die historische Anordnung der Fotografien von 1955 berücksichtigt. Seit 2003 ist die Ausstellung Teil des UNESCO Weltdokumentenerbes. „The Family of Man“ zeichnet ein Porträt der Menschheit und betont die Zugehörigkeit der Menschen zu einer großen Familie, ohne die Unterschiede zu verschweigen.
Schloß Vianden
Das berühmte Schloß Vianden in den Ardennen ist eine gewaltige Anlage und zählt heute zu den bedeutendsten Baudenkmälern Europas. Auch die Altstadt von Vianden kann sich sehen lassen und lockt Touristen in die vielen urigen Lokalen und Brasserien, zum Beispiel die Auberge „Beim Hunn“. In der ehemaligen Schlossschmiede zaubern die Köche heute am offenen Feuer köstliche Grill-Spezialitäten vom Rind.
Eingebettet in die tolle Landschaft der Ardennen, ist Vianden ein beliebtes Ausflugsziel. Die engen Gassen, eine gotische Kirche, die Ringmauer mit ihren Wehrtürmen – alljährlich strömen die Besucher durch das schmucke mittelalterliche Städtchen.
Gleichzeitig laden die sorgfältig angelegten Wanderwege zu leichten bis anspruchsvollen Touren mit schönen Panoramablicken ein. Oberhalb von Vianden ist die Our auf einer Länge von acht Kilometern zu einem See aufgestaut, der ein Wasserkraftwerk antreibt. Die unterirdische Zentrale dieses größten Pumpspeicherwerks Europas kann man kostenlos besichtigen.
Burg Bourscheid
Die Burg Bourscheid im Éislektal ist nicht nur das landesweit größte Bauwerk seiner Art, sondern auch eines der bedeutendsten Schlösser zwischen Rhein und Maas. Es wurde in vier Etappen ausgebaut und 1430 mit der Errichtung der großen Anlage mit den zahlreichen Geschütztürmen abgeschlossen.
Wo früher einflussreiche Ritterfamilien lebten, kann man heute Hochzeit feiern oder Open-Air-Konzerte und Food-Events besuchen. Ein Verein aus eherenamtlichen Mitarbeitern kümmert sich um den Erhalt und bietet dort regelmäßige Führungen an.
Luxemburg City
Beim Bummel durch die Landeshauptstadt treffe ich mich mit Lea Linster, die mir eine Kostprobe von ihren berühmten Madeleines spendiert. Die berühmte Fernsehköchin aus Luxemburg bestätigt meinen positiven Eindruck über diese besondere Stadt: „Hier ist alles ganz entspannt und die Menschen lassen es sich gut gehen, ohne dabei aufgesetzt zu wirken.
Es herrscht eine unaufgeregte Leichtigkeit. Freude und Emotion, das ist doch viel wichtiger als Geld!“ Ihre Augen blitzen und ich merke ihr an, dass sie ihren Job über alles liebt. „Koch zu sein, das ist ein toller Beruf. Wenn man den Körper mit Essen überrascht, dann weiß man, was man lebt.“
Die 67-Jährige Kochbuchautorin ist immer noch sehr umtriebig, obwohl sie inzwischen offiziell die Geschäfte an ihren Sohn übergeben hat. Sie erklärt mir, warum es sich in diesem kleinen Melting-Pot so wunderbar leben lässt. Denn hier leben rund 170 Nationen ganz multikulti und friedlich beieinander.
Zudem gehört die Altstadt mit ihren historischen Stadtvierteln zum Unesco-Weltkulturerbe, versprüht Esprit und bietet alles, was man sich von einem inspirierenden Städte-Trip wünscht. Mein Blick schweift am Abend auf die mächtigen Wehr-Mauern und ich spüre den kosmopolitischen Flair dieser wunderschönen Stadt.
Camping Bissen und Esch-sur-Sûre
Verwunschene Wälder, schmale Pfade, schroffe Felsformationen, überwältigende Ausblicke, weitläufige Gebirgsplateaus, tief eingeschnittene Flusstäler – all dies erlebt man auf den Wanderwegen im Éislektal. Der Norden Luxemburgs besticht durch weite Landschaften gepaart mit reichem kulturellem Erbe und mit atemberaubender Naturschönheit.
Als eine der Top-Wanderregionen Europas können auf rund 1900 Kilometern Wanderwegen viele dieser unberührten Naturlandschaften zu Fuß entdeckt werden. Die Region ist stolz auf ihre Éislek Pied und Tourentipps, welche eine Auswahl der schönsten Rundwanderwege im Éislek darstellen.
Zum Wandern gehört eine urige Hütte und so habe ich mich für Basic-Glamping in einem kleinen Pod entschieden. Es ist auf dem Campingplatz Bissen gelegen und steht brav in der ersten Reihe.
Ich sitze auf der Terrasse und schaue den Fliegenfischern bei ihrem Hobby zu, während die letzten Sonnenstrahlen auf dem Wasser glänzen. Ein Pärchen sitzt mit Stühlen am Ufer der Sauer. Die beiden berichten mir, sie kämen öfters aus Bitburg hierher: Zum Kanufahren, Wandern, Mountainbiken oder einfach zum Relaxen.
Die kleinen Pods sind für zwei Personen ausgerichtet und von Innen eher spartanisch mit zwei Betten, einem Tisch und Kühlschrank ausgestattet. Ideal für Glamping-Einsteiger und Zeltmuffel, die lieber ein bisschen Luxus beim Camping haben möchten und eine bequeme Matratze zu schätzen wissen.
Das Waschhaus ist nur wenige Schritte entfernt und so vermisse ich das eigene Bad auch garnicht. Innen duftet es nach Holz, ich liege erschöpft in meinem Bett und lausche dem Plätschern des Flußes. In der Nacht träume ich von Hobbits…
Aber es geht auch etwas größer auf Camping Bissen. Wer mit mehreren Personen oder der Familie unterwegs ist, mietet sich ein kleines barrierefreies Holz-Chalet mit allem Drumherum: Zwei Schlafzimmer, Wohn-Ess-Bereich und eigenes Sanitär. Fertig ist das Glamping-Glück.
„Die Mietobjekte werden besonders von jungen Familien sehr gut angenommen und sind alle gut ausgebucht“, berichtet mir der Inhaber. Es ist praktisch und stilvoll eingerichtet. Alles ist da, was man braucht. Abgerundet wird das Ganze durch eine kleine Holzveranda. Und ja: Auch Privacy spielt beim Glamping eine Rolle. Durch die hübsch angepflanzenten Hecken ist diese auch gegeben.
Ganz neu auf dem kleinen Camp sind die Wood-Lodges, welche sich schattig inmitten von Bäumen befinden. „Die Kombination aus der Ruhe eines Campingurlaubes mit dem Komfort eines eigenen Badezimmers und einer privaten Küche – das mögen die Leute“, berichtet Marc Bissen. Auch hier gibt es eine kleine Terrasse mit Picknicktisch und einem Sonnensegel. Besonders kuschelig wirkt es Innendrin.
Auch in der Nähe vom Camp gibt es eine Burg, die man über einen sechs Kilometer langen Weg durch einen satten grünen Wald erwandern kann. Auf gehts nach Esch-sur-Sûre. Dort angekommen, lohnt sich ein weitere kleine Wanderung um den Ort herum, denn als einer der Höhepunkte bietet sich vom Aussichtspunkt Kuelebierg der schönste Blick auf Esch-sur-Sûre.
Das Örtchen an der Sauer mit der über ihr thronenden Burg und dem tollen Ausblick bei der Mariensäule gefällt mir sehr gut. Abgerundet wird alles durch die schmalen Gassen von Esch-sur-Sûre.
Essen und Trinken
Abschalten, in eine kleine feine Welt abtauchen und leben wie „Gott in Luxemburg“, so fühle ich mich während der Tour. Es passt einfach alles. Besonders das köstliche Essen, so auch im Restaurant „La Table de Clervaux“.
Auch in Luxemburg City gibt es viele sehr gute Restaurants, zum Beispiel das „Um Plateau“. Man schätzt dort die Lounge-Atmosphäre und die schicke, intime Dekoration dieser Location.
Nach einem guten Glas Wein in der pulsierenden Bar genießt man das exqisite Essen auf der geschmackvollen Terrasse. Für mich steht fest: Das war genau der richtige Abschluß für einen inspirierenden Kurztrip zu unseren Nachbarn und ich komme sicherlich bald wieder.
Infos und Buchen:
Die Recherche-Reise wurde unterstützt durch Visit Luxemburg, an dieser Stelle vielen Dank dafür.